Der deutsche Tropf oder Wege Russlands zu deutschen Investitionen

Am 12. Februar 2019 fanden im Deutsch-russischen Haus die ersten Moskauer Gespräche in diesem Jahr statt. Teilnehmer waren Prof. Dr. Ruslan Grinberg (korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften,) und Professor Dr. Peter Bofinger (Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung), die über ihre Visionen zu Trends und Perspektiven deutscher Investitionen in Russland sprachen.
Prof. Dr. Grinberg sprach über zwei Modelle für die Entwicklung der Wirtschaft in Russland, durch Ansparen von Rohstoffeinnahmen, um künftige Wirtschaftskrisen auszugleichen und nationale staatliche Investitionen in die russische Wirtschaft. Professor Grinberg ist Anhänger des zweiten Entwicklungsmodells, das seinen deutschen Kollegen an den chinesischen Weg der wirtschaftlichen Entwicklung erinnert. Nach einer ausführlichen Diskussion dieses Modells räumte Prof. Dr. Bofinger ein, dass die deutsche Politik gegenüber chinesischen Unternehmen in Deutschland zu einem Rückgang der Exporte nach Russland und in die GUS-Länder geführt habe.
Ein separater Block des Gespräches war dem Konflikt zwischen den deutschen und europäischen Interessengruppen im Rahmen des Nord Stream 2 – Projektes gewidmet. Dieses Projekt war in den letzten Jahren stark umstritten, aber die Erfahrungen und Kompetenzen deutscher Politiker haben es ihnen ermöglicht, mit Frankreich, Schweden und Dänemark zu verhandeln. Die erzielten Vereinbarungen werden den Beginn des Baus der Gaspipeline in diesem Jahr ermöglichen.
Die heißeste Diskussion fand zu Fragen der Notwendigkeit einer Lokalisierung deutscher Produktionen in Russland statt. Dieses Thema wird sowohl vom russischen Industrie- und Handelsministerium als auch von der deutschen Wirtschaft aufgegriffen, die gezwungen ist, zusätzliche Mittel in die russische Wirtschaft zu investieren, damit ihre in Russland produzierten Waren die Anforderungen für russische Waren erfüllen. Diese Anforderungen werden jährlich verschärft. Bis 2021 sollte der Lokalisierungsanteil mehr als 70% betragen. Dabei ist den russischen Beamten nicht bewusst, dass die Mehrheit der Hersteller in Deutschland von kleinen und mittelständischen Unternehmen beliefert wird, die sich eine teure Lokalisierung in der Russischen Föderation nicht leisten können.
Alle Teilnehmer des Gesprächs waren erfreut, die aufgeworfenen Fragen zu erörtern.

Nur ein gemeinsames Handeln der russischen und deutschen Wirtschaft wird es ermöglichen, die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern erfolgreich weiter zu entwickeln.

 

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