Am Donnerstag, dem 21. Februar 2019, versammelten sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik Russlands und Deutschlands im Haus der deutschen Wirtschaft in Berlin, um die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft zu diskutieren.
Die allgemeine Stimmung war im Gegensatz zur letztjährigen Konferenz sehr positiv, was Dr. Martin Wansleben, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, in seinem Grußwort zum Ausdruck brachte.
Die Stimmung der deutschen Politik wurde etwas zurückhaltender zum Ausdruck gebracht – Herr Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie Deutschlands, verpasste nicht die Gelegenheit, in seiner Rede alle Forderungen der deutschen Politik gegenüber der Russischen Föderation zu erwähnen, Probleme mit dem North Stream 2, den Vorfall im Asowschen Meer, die minsker Vereinbarungen und die Ausweitung der Sanktionen gegen Russland. Nichtsdestotrotz äußerte er die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft an vielen gemeinsamen Projekten weiterarbeiten werde.
Maxim Oreshkin, Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation, entschärfte die Situation ein wenig, indem er über die Sanktionen scherzte. Es sei unklar, wer nun mehr unter den US-Sanktionen steht – Russland oder Europa, aber als er zum Thema der Veranstaltung zurückkehrte, betonte auch er, dass es für Russland und Deutschland notwendig sei die gemeinsamen Projekte in den Bereichen Digitalisierung der Wirtschaft und Energieeinsparung intensiv zu entwickeln.
In seiner Begrüßungsrede betonte Dr. Rainer Seele, Präsident der Deutsch-russischen Auslandshandelskammer und Vorstandsvorsitzender der OMV AG, die Bedeutung der Beteiligung deutscher Unternehmen an der Importsubstitution in Russland, unterstrich jedoch insbesondere die Probleme deutscher Unternehmen bei der Lokalisierung ihrer Produktionen in der Russischen Föderation. Als größte Risiken nannte er die politischen Rahmenbedingungen und das Fehlen kleiner und mittelständiger Unternehmen in Russland, die zu Zulieferern der deutschen Industrie werden könnten. Trotz aller Schwierigkeiten des vergangenen Jahres belief sich der Umsatz deutscher Unternehmen in der Russischen Föderation auf rund 23 Milliarden Euro, was positiv gewertet werden kann.
Das Thema der kleinen und mittelständigen russischen Unternehmen wurde von Prof. Dr. Alexander Arnoldovich Braverman aufgegriffen, Generaldirektor der Föderalen Gesellschaft für die Entwicklung kleiner und mittelständiger Unternehmen. Seiner Ansicht nach unternimmt die russische Regierung alles für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen in Russland, und der Konzern, den er leitet, hat zusammen mit dem Fonds für die Entwicklung der Industrie und dem Russischen Export Zentrum eine Reihe von Roadmaps in den Bereichen Hochtechnologie, Automobilbau, Maschinenbau, Metallverarbeitung entwickelt, um die Entwicklung von KMU in diesen Bereichen zu fördern.
Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Russlands Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten des Wandels“ fortgesetzt, in der Maxim Oreschkin, Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation, Alexander Schochin, Präsident des Russischen Verbandes der Industriellen und Unternehmer (RSPP), Roland Boehm, Bereichsvorstand Corporates International, Commerzbank, Stefan Teuchert, Präsident und CEO der BMW Group Russia, Prof. Dr. Rainer Lindner, CEO für Mittel- und Osteuropa, Schaeffler Group, Georgij Semenenko, Generaldirektor, Kirovsky Zavod und Falk Tischendorf, Rechtsanwalt, Managing Partner, Beiten Burkhardt Moskau, Vorstandsmitglied der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, ihre Meinung zur industriellen Entwicklung Russlands, zum Rubelkurs sowie weiteren interessanten Themen äußerten.
Nach dem Mittagessen fanden zwei parallele Podiumsdiskussionen zum Thema „Innovationen als Triebfeder der Wettbewerbsfähigkeit: Russland DIGITAL“ und zum Thema „Steigerung der Effizienz in der Produktion: staatliche Prioritätensetzung der Industriepolitik“ statt, bei denen Experten der russischen Ministerien und Vertreter der deutschen Wirtschaft in Russland Probleme und Perspektiven der Zusammenarbeit diskutierten .
Die Konferenz endete mit einem Abendempfang mit Hubert Seipel, Journalist und Putinbiograph.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass viele Fragen aufgeworfen wurden, die die deutsche Wirtschaft in Russland stören, dass Wege der Interaktion mit russischen administrativen Organen aufgezeigt wurden und dass die allgemeine Atmosphäre auf der Konferenz sehr positiv war und auf eine aktive Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland abzielte.